Brennereibesichtigung Pearse Lyons Distillery

Wenn man schon mal in Dublin ist, sollte man sich als Liebhaber des „Uisce Baha“ (gälisch für Lebenswasser) auch die sicherlich ungewöhnlichste Brennerei Irlands ansehen, und zwar die Pearse Lyons Distillery, welche sich unweit des Guinness Storehouse im Stadtteil Liberties befindet, so wie beispielsweise die Teeling Distillery oder Roe & Co auch.

Das Besondere an Pearse Lyons ist allerdings, dass sich die Brennerei in einer ehemaligen Kirche befindet. Die Kirche wurde zuvor natürlich profaniert, also nach den Regeln der Glaubensgemeinschaft – in diesem Falle meines Wissens der anglikanischen Glaubensgemeinschaft – entweiht, damit sie wieder weltlichen Zwecken dienen kann. Dies passierte schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Danach war die Kirche jahrelang dem Verfall preisgegeben. Dr. Pearse Lyons, seines Zeichens in Dundalk aufgewachsen, machte in den USA mit seiner Firma „Alltech“ ein kleines Vermögen,

baute dann in Lexington in Kentucky eine Brauerei und Brennerei. Und dann wollte er auch in seiner alten Heimat eine Brennerei eröffnen, weshalb er dann die Kirche kaufte. Der Umbau und die Restaurierung waren sehr langwierig und teuer, da die Kirche kurz nach dem Kauf durch Pearse Lyons unter Denkmalschutz gestellt wurde. 

Die Inbetriebnahme seiner Brennerei im September 2017 konnte Pearse Lyons gerade noch miterleben, da er wenige Monate später im März 2018 verstorben ist.

Die Brennerei selbst ist schon von außen sehr markant, da die zerstörte Kirchturmspitze durch eine Glasspitze ersetzt wurde, welche dem Gebäude nochmals eine ganz individuelle Note gibt. Die Führung beginnt natürlich nicht in der Brennerei selbst, sondern im Visitor Centre nebenan, hier wird dann auch gleich ein Filmchen gezeigt über die Geschichte von Kirche und Brennerei. Die Tourguides sind dann auch alle recht gut im Geschichtenerzählen, denn nach dem Visitor Centre darf man dann den Friedhof ein wenig besichtigen, mit all den prominenten und weniger prominenten Verstorbenen, und da wird die eine oder andere Story zum Besten gegeben.

Danach geht es in die Kirche hinein, die tatsächlich ein Produktionsgebäude ist. Die Brennerei selbst ist jetzt nicht groß, auch der Ausstoß ist nicht wirklich üppig, sie bezeichnen sich selbst als Boutique-Distillery, und das passt auch sehr gut dazu. Die beiden Stills stehen schon sehr prominent im ehemaligen Altarraum, so hat es zumindest für mich den Anschein. Und ja, es sind nur zwei Stills, also wird hier der Double-Distillation gefrönt.
Markant sind auch noch die Fenster, die auf den ersten Blick aussehen wie gewöhnliche Kirchenfenster, dann aber doch eindeutig Motive zeigen mit Whiskeybezug, diese wurden also speziell für die Brennerei angefertigt.

 

Nach der ausführlichen Erklärung des Produktionsprozesses müssen die Produkte natürlich auch verkostet werden. Es wird auch einiges an gesourctem Whiskey angeboten, aber die jüngeren Abfüllungen sind bereits Eigenprodukte, und die müssen sich nicht vor der Konkurrenz verstecken.

Der Tasting“room“ ist genauso wie der Distillery-Shop direkt in das alte Kirchengebäude integriert, sodass man am Ende der Tour fast schon dazu eingeladen wird, sich etwas zu kaufen. 

Alles in allem ist die Pearse Lyons Distillery sicherlich eine der kleineren, aber aus meiner Sicht auch eine der schönsten. Denn dieses Ambiente sucht natürlich seinesgleichen.

Alexander Trauner
Alexander Trauner

Euer Whisky-Tester des Vertrauens ;)

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